Regulierungsbehörde muss Wettbewerb absichern
Die Ampere AG, die seit zwei Jahren durch professionelles Pooling für gewerbliche Stromkunden überdurchschnittliche Kosteneinsparungen durchsetzt, hat im Juli 2000 den ersten Gas-Pool Deutschlands gegründet und übernimmt damit erneut eine Vorreiterrolle im liberalisierten Energiemarkt. Dabei erwartet die Ampere AG für alle Pool-Mitglieder Einsparungen von mindestens 20 %.
Am vergangenen Dienstag wurde die erste Verbändevereinbarung Gas zwischen dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI), dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), dem Bundesverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) und dem Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) unterzeichnet, die analog zum Stromsektor den freien Wettbewerb über den diskriminierungsfreien Netzzugang sicherstellen soll.
„Der Gasmarkt ist um einiges komplizierter als der Strommarkt und öffnet den etablierten Spielern mehr Blockademöglichkeiten, die sie jetzt mit dieser unzureichenden und diskriminierenden Verbändevereinbarung voll ausschöpfen können“, befürchtet Dr. Claus Rottenbacher, Vorstand der Ampere AG, im Rahmen der offiziellen Einweihung der neuen Geschäftsräume der Ampere AG in Berlin. Niemand in der Branche wisse, wie man diese Vereinbarung konkret umsetzen soll. „Der Gas-Wettbewerb steckt in einer Sackgasse, noch bevor er richtig begonnen hat.“
Schon bei der Liberalisierung des Strommarktes sei die Politik dem Irrtum verfallen, ein fairer Wettbewerb ließe sich durch freiwillige Regeln schaffen, die die Branche selbst festlegt. Die jüngsten Erfahrungen bei Ausschreibungen im Markt zeigen allerdings das Gegenteil: Netzbetreiber können ihre Kunden weiterhin hemmungslos diskriminieren, ohne dass sie irgendwelche Sanktionen befürchten müssen.
Für einen freien Wettbewerb auf dem Gasmarkt fordert Rottenbacher deshalb die sofortige Einrichtung einer staatlichen Regulierungsbehörde. Das gleiche Desaster wie im Strommarkt drohe sonst auch im Gasmarkt, wo die strukturellen Voraussetzungen für einen Wettbewerb nochmals deutlich schlechter seien.
„Die Branche schneidet sich ins eigene Fleisch und wird die selbst gesteckten und seitens der Analysten erwarteten Wachstumsziele nicht erfüllen können, wenn die Netznutzungsbedingungen unklar geregelt sind. Denn jeder Vertrieb braucht für seine Arbeit Kalkulationssicherheit“, so Rottenbacher weiter.
Die Ampere AG, die vor zwei Jahren in Berlin gegründet wurde, gehört inzwischen zu den 100 größten industriellen Stromeinkäufern Deutschlands. Für seine bundesweit über 7.000 gewerblichen Stromkunden konnte der Strombroker bisher Kostenersparnisse von durchschnittlich 47 % realisieren.
Berlin, 12. Juli 2000